Schleusengeschichte

Die Warnow, ein insgesamt 155 km langer Fluss, ist seit Jahrhunderten die Lebensader von Rostock und hat u. a. deren Reichtum zu Hansezeiten ermöglicht, indem sie bis zur Einmündung in die Ostsee schiffbar war. Bereits im Mittelalter wurde am sog. Mühlendamm in Rostock ein Wehr zum Betrieb von Wassermühlen angelegt. Mitte des 19. Jahrhunderts arbeiteten noch zwölf Mühlen am Rostocker Mühlendamm, dessen Ursprung bis zur Stadtgründung zurückgeht. Mit diesem Mühlendamm erfolgte eine Trennung des Flusses zwischen dem Süßwasser der „Oberwarnow“ und dem mit dem Ostseewasser vermischten Brackwasser der „Unterwarnow“.

Schiffbare, jedoch kleinere, Schleusen im Bereich des Mühlendamms gab es offenbar schon seit Jahrhunderten, die älteste uns bekannte Darstellung ist eingezeichnet im Plan von Rostock von Caspar Merian von 1653:

sowie später im  „Prospect von der Stadt Rostock“ von Voigt aus dem Jahre 1737 (Detail):

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es Pläne für Wasserstraßenverbindung von Rostock über Güstrow bis nach Berlin (die allerdings über den Bützow-Güstrow-Kanal nur bis Güstrow umgesetzt wurden).  Gebaut wurde Sie u.a. auf Initiative des Mecklenburger Kanalvereins und gestützt von einer umfangreichen schriftlichen Petition von Rostocker Bürgern vom 6. August 1881, weil „das Zustandekommen dieses Unternehmens für die Handels-, Schifffahrts- und Verkehrsinteressen und den Wohlstand der gesamten Einwohnerschaft Rostocks und für die lokalen Interessen Rostocks von hervorragendster Bedeutung ist.“ (Quelle: Stadtarchiv Rostock)

Ein Beschluss zum Bau der Schleuse durch den Rat und die Bürgerschaft Rostocks datiert in verschiedenen Dokumenten vom 24. März 1882, ein Beleg dazu wurde bisher nicht aufgefunden. Der Bau der Schleuse erfolgte dann von ca. Mai 1884 bis zur Fertigstellung am 01. September 1886.

Nachfolgender Situationsplan aus dem Jahre 1885 zeigt den Umfang der damals vorgenommenen Veränderungen am Gelände und am Flusslauf.

Situationsplan zum Neubau der Warnow-Schleuse, Quelle: Stadrchiv Rostock

Ein umfassender Bericht des damaligen Regierungs – Baumeisters Kerner zum „Neubau der Warnow-Schleuse bei Rostock“ im Centralblatt der Bauverwaltung vom 20. August 1887 schildert den Bau der Schleuse in Wort und Bild auf eindrucksvolle Weise hier zum download: centralblatt

Bauzeichnung (Längschnitt) de Kammerschleuse, Quelle: Stadtarchiv Rostock

Lt. Kerner betrugen die damaligen gesamten Baukosten 360.134,75 Mark, davon für die Schleuse 247.373,91 Mark. Die Schleuse wurde am 15. September 1886 dem Verkehr übergeben.

(Fotos B. Brinkmann und Sammlung Preuss)

Mit Inkrafttreten des sog. “Reichswasserstrassengesetzes” von 1923 ging die Schleuse von der Stadt  in den Besitz des Deutschen Reiches über, als dessen Nachfolger der Bund, namentlich die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes Eigenümer, wurde und bis heute noch ist.