Hintergründe und Wahrheiten zu Pressemeldungen
Nach über 4 Jahren scheinbar erfolgreichem Kampf scheint es so, als ob das Ende unserer Mühlendammschleuse doch noch ganz schnell kommen kann.
4 Jahre Kampf unseres gemeinnützigen Vereins gegen die Verwaltung der Stadt Rostock, über 10.000 Unterschriften und 2 Beschlüsse der Bürgerschaft für den Erhalt, eine positive Machbarkeitsstudie für die Schleuse und den Ausbau des Schleusengeländes zu einem Naherholungsgebiet und einem touristischem Highlight, ein scheinbares Einlenken der Verwaltung zu einer Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“. Die Mühlendammschleuse wird mit einmal im Zusammenhang mit der BUGA 2025 genannt und die Warnow sollte bis nach der Sommerpause der Stadt gehören.
Doch dann mitten im „Sommerloch“ interne Absprachen des WSA Stralsund mit ausgewählten Wassersportvereinen, eine reißerische – der Bildzeitung konforme – Überschrift in der Ostseezeitung am 27.07.2019 und alles schien zu Ende zu sein.
Mit dem Totschlagargument „Rostocker Trinkwasser in Gefahr“ soll nun die Schleuse – wie 2015 schon einmal geplant – bis zum 16. Oktober 2019 mit Kies verfüllt werden und ein Damm gegen das Hochwasser darüber erbaut werden.
Und das angeblich alles nur vorrübergehend und reversibel! Und für 600 – 800 TEUR, von dem die Stadt 50 % übernehmen soll.

Doch das alles ist überwiegend frei erfunden und bewusst falsch dargestellt.
Aber der Reihe nach:
Am 02.01.2019 gab es in Rostock eine Sturmflut mit einem Hochwasserstand von 1,83 m über NHN an der Schleuse. Es war zu sehen, dass die Kammer randvoll war, aber nicht übergelaufen ist. Auf Grund der undichten Schleusentore trat salzhaltiges Wasser in die Oberwarnow ein, die Trinkwasserversorgung war jedoch nicht gefährdet.


Daraufhin gab es im Februar Gespräche des StALU MM (Staatliches Amt für Umwelt und Natur Mittleres Mecklenburg) mit dem WSA Stralsund, die am 04.03.2019 in einer schriftlichen Aufforderung endeten. Das WSA Stralsund sollte hiernach, „kurzfristig mindestens das vorhandene Schutzniveau durch geeignete Maßnahmen wiederherzustellen. Die Art und Weise ist nicht vorgegeben.“
Was bedeutet das nun? Das vorhandene Schutzniveau wird markiert durch die Oberkante des untersten Schleusentors auch Fluttor oder Stemmtor genannt) auf ca. 2,85 m über NHN – rote Linie auf nachfolgendem Foto. Der max. Wasserstand des Bemessungshochwassers liegt derzeit bei 3,00 m über NHN (Normalhöhennull bzw. Höhe über Meerespiegel), die Unterkante der Brücke liegt bei 4,00 m ö. NHN.

Es ist also gar nicht gefordert und erforderlich, die Schleuse zuzuschütten und einen Wall darüber zu bauen!
Es genügt lediglich, die defekten Halslager, Dichtungen und Wandanschlüsse des Fluttores reparieren und schon ist das Problem Trink- und Hochwasserschutz gelöst, und das für geschätzte 10 TEUR!

Warum also bitte nicht diese einfache wirksame Variante sondern die brutale?
Wir hatten bereits im Jahr 2015 daraufhin gewiesen, dass das Zuschütten der Schleuse als sehr problematisch zu bewerten ist und dies strikt abzulehnen ist, weil:
- die statische Sicherheit der 1886 auf Holzpfählen gegründeten Schleusenkammer auf Grund der hohen (ca. 2,2 fach) und punktuellen Lasteinbringung nicht nachgewiesen ist
- das Denkmal dadurch dauerhaft geschädigt bzw. zerstört wird
- es keine Umweltverträglichkeitsprüfung für das dauerhafte Zerschneiden des Flusses gibt
- die lt. Machbarkeitsstudie dafür geschätzten Kosten von über 2,5 Mio EUR überflüssig sind; auch die jetzt angegebenen Kosten von bis zu 800 TEUR bezeichnen wir als Verschwendung von Steuergeldern, weil man vorgibt, dass diese Maßnahmen ja nur vorübergehend und reversibel seien und mann seitens der Verwaltung immer noch an der Übernahme und Instandsetzung der Schleuse festhalte
Zur Erinnerung: Nach der Studie ist die Stadt an den geschätzten Gesamtkosten von rd. 7 Mio EUR einer sanierten Schleuse mit nur 5 % beteiligt, also genau so viel wie jetzt für das Zuschütten gezahlt werden würde. Ist das Sinnvoll?
- die Machbarkeitsstudie belegte darüber hinaus, dass die touristischen Effekte einer zugeschütteten Schleuse marginal sind, damit ist nicht nur die Schleuse in Gefahr sondern das gesamte Konzept der Entwicklung des Geländes
Und wer bitte soll glauben, dass die Schleuse nach 5 oder 6 Jahren wieder ausgegraben wird??? Niemand!
Wir erwarten deshalb eine intensive Prüfung unser Variante der Instandsetzung des Fluttores, das nicht nur sehr kostengünstig ist, sondern auch effektiv. Dies könnte bei der in diesem Monat anstehenden Bauwerksprüfung „fast so nebenbei“ erledigt werden und damit der Termin 16.10.2019 der Auflage des StALU MM eingehalten.
Und noch ein Wort zur bereits im letzten Heft erwähnten Bauwerksprüfung und der sehr verwirrenden Mitteilung der Stadt, dass eine „Vereinbarung zur Mühlendammschleuse unterzeichnet“ sei. Diese PM war für viele verwirrend uns stellte die Vereinbarung falsch dar.
Denn es ist keine „Vereinbarung zur Instandsetzung der Mühlendammschleuse” sondern eine “Vereinbarung über die Grundlagenermittlung und Vorplanung für die Instandsetzung der Mühlendammschleuse … mit dem Ziel der Untersuchung von Varianten, deren Machbarkeit und der Kostenschätzung als Voraussetzung für eine Übernahmeentscheidung zur wassertouristischen Entwicklung der Schleuse“.
Damit ist die Übernahme durch die Stadt und die Instandsetzung der Schleuse nicht vereinbart worden und keineswegs sicher! Vor allem nicht, wenn sie erst einmal zugeschüttet ist!
Ungeachtet dessen begrüßen wir die – übrigens durch uns initiierte und beim WSV beantragte – Bauwerksprüfung, da wir uns von ihr erhoffen, dass die Schleuse als ganzes Denkmal erhalten und saniert werden kann.
Nun ist die Rostocker Bürgerschaft gefragt, ob sie ihren Beschlüssen von 2015 und 2019 treu bleibt und sie auch umsetzt, oder ob sie dieser nicht nachvollziehbaren, unnötigen und kostspieligen Variante des WSA zustimmt und damit die Zukunft der Mühlendammschleuse auf`s Spiel setzt.
Wir starten am 8. September einen Spendenaufruf, um die für die Reparatur des Fluttores erforderlichen 10 TEUR zu sammeln. Dies haben wir dem Bund angeboten, eine Antwort steht noch aus.
Detlef Krause
Vorsitzender
Mühlendammschleuse e.V.